Rohkaffeepreisentwicklung 2021/2022
Seit dem Jahr 2021 hat sich einiges auf dem Rohkaffeemarkt getan. Die Preise sind rasant gestiegen, was unterschiedliche Gründe hat. Hier ein kurzer Einblick in die Rohkaffeekosten meiner Kaffeemischungen (Berta, Maxi, Betti, Keilberg):
Nun möchte ich Euch gern einen Überblick geben, wie es zu diesen Preissteigerungen kam:
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Verknappung der Schiffsladungen durch weniger Frachtschiffe
Mit dem Stillstand der Produktion durch den Lockdown in China Anfang 2020 versiegte der Exportstrom aus Asien und viele Reeder stießen alte Conatinerschiffe ab und verschoben die Bestellung neuer Conatinerschiffe. Dadurch senkten sie ihre Kosten und weniger Fracht konnte bewegt werden. Durch die Lockerung der Covid-Einschränkungen in westlichen Ländern sowie dem gestiegenen Online-Konsum erhöhte sich die Nachfrage, wodurch die Kosten pro Container sprunghaft stiegen. Teilweise verzehnfachten sich die Preise pro Container.
Klar hatte die Containerschifffahrt vorher ein Niedrigpreisproblem, da die Kapazitäten immer weiter stiegen um der Nachfrage immer gewappnet zu sein. Das Prinzip viel und dafür günstig ist ja im Kapitalismus die vermeintliche Lösung.
Durch die extrem gestiegene Nachfrage kommt es nun zu massiven Störungen in den Häfen und beim Weitertransport an Land.
Wegen lokalen Lockdown-Maßnahmen, Erkrankungen und Quarantäne kommt es zu Personalengpässen in den Häfen und in der vor- und nachgelagerten Logistigkette.
Schiffe können nicht in die Häfen einfahren und wenn eingefahren nur langsam entladen (gelöscht) werden. Durch den Stau kommt es zur Überfüllung der Häfen mit Containern, wodurch das löschen der Schiffe verzögert wird. Die Conatinerwartezeiten in den Häfen müssen vom Auftraggeber bezahlt werden, wodurch die Fracht noch teurer wird.
Derzeit liegen weltweit 10% aller transportierten Waren auf dem Seeweg fest!
Durch diese Verzögerungen sind die Container viel länger unterwegs und es kommt zum Containermangel.
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Containermangel durch Währungsschwankungen
Das nächste Problem sind die Währungsschwankungen durch die globalen Krisen. Der Dollar wird als sicherer Hafen gewählt, weil er in Krisen weniger schwankt und weltweit vebreitet ist.
Durch nationale Probleme in Brasilien und die bekannten globalen Probleme ist der Brasilianische Real stark gesunken. Dadurch lohnt sich zwar die Produktion im Ausland gefragter Güter, der Import ausländischer Güter wurde dadurch aber sehr teuer. Die Waren verließen das Land im Container, aber es kamen keine Container mehr zurück.
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Anstieg der Kraftstoffpreise für Transportunternehmen
Die geringere Treibstoffnachfrage durch die strengen Beschränkungen des Reise- und Transportverkehrs und den dadurch gebremsten globalen Warenverkehr, reduzierte die Rohölnachfrage stark. Dieser Preisverfall wurde jedoch durch eine Verknappung des Angebots aufgrund von Störungen der Lieferketten und der Produktion ab April 2020 abgeschwächt.
Nach langem Streit beschlossen die OPEC+-Staaten eine weltweite Angebotskürzung von etwa 10 %. Dazu kam die Schließung unrentabler Bohrlöcher für Schieferölproduzenten in den USA.
Durch die langsame Wirtschaftserholung und der sukzessiven Lockerung der Lockdown-Maßnahmen in vielen Ländern stiegen dei Rohölpreise langsam wieder an.
Wegen des Anstiegs der Gaspreise durch CO2-Abgaben und Netzentgelte, kam es in der Industrie zu einer Umstellung auf Öl. Das hat den Ölpreis zudem angetrieben.
Durch den Angriff Russlands in der Ukraine ging es mit dem Preis weiter bergauf.
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Gestiegene Produktionskosten in den Anbauländern
Durch gestiegene Lebenserhaltungskosten (Lebensmittel & Energie), höhere Personalkosten (Pflücker, Aufbereitung, Transport), wiederkehrende Ernteausfälle/-einbrüche in Brasilien (Frost & Dürre) und gestiegene Düngerpreise steigen natürlich auch die Produktionskosten.
Seit 2020 sind die Düngemittelpreise In Brasilien um 60 % und die Kraftstoffpreise um 15 % gestiegen. Auch alle anderen Länder in denen Kaffee angebaut wird, sind mit ähnlichen Preissteigerungen konfrontiert.
Russland war 2019 der größte Exporteur von Stickstoff und der drittgrößte Produzent von Phosphat auf der Welt. Dies sind neben anderen Stoffen die wichtigsten Bestandteile von Düngemitteln, die auf konventionell bewirtschafteten Kaffeefarmen benutzt werden. Um rentable Erträge auf stark bewirtschafteten Feldern zu erzielen, sind synthetische Düngemittel bis dato die günstigste Variante gewesen.
Dies führte vielerorts zu Abhängigkeiten zwischen den Farmen und den Rohkaffeeaufkäufern. Denn letztere führen nebenbei noch einen Dünge- und Maschinen-Handel inkl. Finanzierungsangeboten. Diese Knebelverträge sind unmenschliche Auswüchse von Marktmachtmissbrauch der Rohkaffeeaufkäufer gegenüber der kleinen Kaffeefarmen. In Brasilien nennen sich diese Großunternehmen auch gerne Coops wie die Guaxupé Ltda oder die Cooxupé.
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Gestiegene Nachfrage im Inlandsmarkt
In Kolumbien durften bis 2003 aufgrund von Handelsbestimmungen nur mangelhafte Bohnen, „Pasilla-Kaffee“ , im Land getrunken werden. Die guten Qualitäten waren ausschließlich für den Export bestimmt. Seit der Abschaffung dieses Gesetzes hat sich der Spezialitätenkaffee langsam zu einer florierenden Szene entwickelt. Dieses Jahr (2022) verkaufen die Farmen in Kolumbien ihren noch nicht geschälten Parchment-Kaffee lokal zu höheren Preisen, als er in 2020 in Deutschland beim Großhändler zu haben war.
Auch andere aufstrebende Kaffee anbauende Schwellenländer verzeichnen eine wachsende Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Rohkaffee. Diese stetig steigende Nachfrage steht einem stagnierenden und wissenschaftlich untersuchtem Angebotsrückgang durch den Klimawandel entgegen.
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Wechselkurs Euro – US Dollar
Rohkaffee wird weltweit in Dollar pro pound/libra gehandelt. In den letzten Jahrzehnten (außer 1983-86 & 2000-02) stand der Euro zwischen 0,7 und 0,9 günstiger zum Dollar, wodurch sich der Kaffeepreis in Europa günstiger umrechnete. Dies ist seit März 2022 nun nicht mehr der Fall.